Fondation macht sich stark gegen die soziale Isolation von Senioren in Genf

2 Februar 2021

Drei Parteien schließen sich für ein innovatives Programm zusammen

2016 starteten die Fondation BNP Paribas Suisse, die Organisation Pro Senectute Genève und die Universität Genf gemeinsam ein Programm mit dem Titel „1h par m: un étudiant sous mon toit“ (auf Deutsch etwa: „eine Stunde pro Quadratmeter: ein Student unter meinem Dach“). Diese Initiative der Universität Genf verschreibt sich dem ehrgeizigen Ziel, die soziale Isolation von Senioren zu bekämpfen, die Beziehungen zwischen Jung und Alt zu stärken und zugleich Studierenden in Genf den Zugang zu Wohnungen zu erleichtern. So bietet das Programm Wohnraum (ein Zimmer in der Wohnung einer älteren Person) im Austausch gegen Zeit und Unterstützung – etwa beim Umgang mit dem PC, beim Einkaufen, Heimwerken oder Kochen, bei der Gartenarbeit, in Form von Gesprächen in einer Fremdsprache oder Babysitten.

©Carla da Silva

Eine Erfolgsgeschichte: wachsende Beliebtheit und echte Wirkung

Mit einem steten Anstieg von 23 Studierenden-Senioren-Tandems 2016 auf fast 70 im Jahr 2020 wurde das Programm „1h par m2“ schnell zu einem unbestreitbaren Erfolg. Dabei wurde die enge persönliche Betreuung eines jeden Tandems stets aufrechterhalten, um ein gutes Miteinander zu gewährleisten. Bis Ende 2020 hatten insgesamt 203 Jugendliche aus aller Welt Gelegenheit, mit einer bzw. einem der 140 Gastgeberinnen und Gastgeber im Alter von durchschnittlich 75 Jahren eine solche Erfahrung des generationenübergreifenden Zusammenlebens zu machen. Heute macht das Angebot des Programms 10%t der von der Universität Genf verwalteten Zimmer aus – vergleichbar mit einem kleinen Studentenwohnheim.

Seit Beginn der Initiative erfreut sich das Programm zudem einer fortwährenden Medienberichterstattung und wurde mit dem „Kantonpreis der nachhaltigen Entwicklung“ (Prix cantonal du développement durable) 2018 sowie dem „Jugendpreis“ (Prix Jeunesse) des Jugendparlaments 2019 ausgezeichnet. Darüber hinaus wird „1h par m2“ im Genfer kantonalen Plan für Prävention und Gesundheitsförderung 2019-2023 als eine der zu unterstützenden Aktionen im Rahmen des Schwerpunkts „Wohlbefinden und Lebensqualität im Alter“ (action 6.1) genannt.

Angesichts des Mehrwerts, der sozialen Wirkung und des Erfolgs dieser Initiative hat sich die Stiftung Fondation BNP Paribas Suisse nach fünf Jahren der Zusammenarbeit mit Begeisterung dazu bereiterklärt, ihre Unterstützung für das Programm „1h par m2“ bis Ende 2024 zu verlängern.

Festhalten an den Zielen des Programms trotz Pandemie

Obwohl das Zusammenleben von Jung und Alt in Zeiten der Pandemie zu einer sehr heiklen Situation wird, wird das Programm mit Genehmigung des Kantonsarztes weitergeführt. In der Tat zeigten sich mehrere der älteren Teilnehmenden trotz der Gesundheitsrisiken gewillt, weiterhin mit „ihren“ Studierenden zusammenzuleben. „Oh, nein, Sie werden mir doch nicht meine Studentin wegnehmen, wo ich schon meine Familie nicht mehr sehe!“, entrüstete sich eine Dame von 86 Jahren. Sie habe, so fügte sie hinzu, ein schönes Leben genossen und fürchte sich nicht vor einem baldigen Tod, sollte dies ihr Schicksal sein. So konnten etwa 40 ältere Personen in diesen Pandemiemonaten auf die Anwesenheit eines jungen Menschen in ihrem Zuhause vertrauen und das Programm erfüllte weiter seinen Zweck – den Kampf gegen die soziale Isolation.

Um jeder Situation gerecht zu werden, wurden spezielle Unterstützungsmöglichkeiten eingerichtet. Als die Tochter einer 75-jährigen Gastgeberin ihrer Mutter, bei der drei Tage zuvor eine Studentin eingezogen war, erklärte, es komme nicht in Frage, dass sie eine Jugendliche aufnehme, half das Programm dem jungen Mädchen bei der Suche nach einem neuen Gastgeber

Sabine Estier Thévenoz, Programmleiterin

Nachdem die Universität gänzlich auf digitalen Unterricht umgestellt hatte, beschlossen einige Studierende, die für sie zu teure Stadt Genf zu verlassen. Für die Gastgeberinnen und Gastgeber, die nicht alleine bleiben wollten, musste daher kurzerhand jemand Neues gefunden werden.

Intensivierte Betreuung

Die Studierenden erhielten konkrete Empfehlungen zu den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. So wurden Möglichkeiten geschaffen, mit dem Coronavirus infizierte Studierende anderweitig unterzubringen, sodass sie während der Quarantäne ihre Gastgeberinnen und Gastgeber nicht anstecken. Da die Studierenden in ihrem Zimmer ihrem Unterricht nachgingen, war es manchmal notwendig, die Senioren daran zu erinnern, dass ihre jungen WG-Mitglieder aufgrund ihrer reinen Anwesenheit nicht unbedingt jederzeit verfügbar sind. Im Übrigen berichteten einige Studierende, dass ihnen diese Phase der einsamen Arbeit und Prüfungsvorbereitung schlecht bekommen sei.

Letztendlich gehen dank der intensiveren Betreuungsarbeit etwa 60 Tandems gemeinsam durch diese so ungewöhnliche Zeit der Pandemie. Dank dieser Anpassungen konnte sich das Programm weiterhin gegen die soziale Isolation von Senioren einsetzen, die während dieser Pandemie nicht allein gelassen werden möchten.