Selbstregulierungen im Bereich Nachhaltigkeit: positive Auswirkungen auf die Vermögensverwaltung

30 Oktober 2023

Für Banken, die Mitglied in der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) sind, gelten ab dem 1. Januar 2024 neue Richtlinien. Die wichtigste Neuerung betrifft das Anlageprofil der Kundinnen und Kunden.

Jérôme Eschbach, Head of Sustainable Solutions, BNP Paribas (Suisse) SA, Wealth Management

Die SBVg hat in den letzten Jahren mehrere Projekte angestossen, um die Position des Schweizer Finanzplatzes als weltweiter Vorreiter im Bereich «Nachhaltigkeit im Finanzsystem» zu stärken. Dazu gehören auch neue Vorschriften für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Anlageberatung. Für den Schweizer Finanzplatz handelt es sich um einen wichtigen Schritt: Er ergänzt die Bemühungen der Europäischen Union, welche die ersten Regulierungen betreffend «Nachhaltigkeit im Finanzsystem» bereits im Jahr 2020 umgesetzt hat.

Diese für SBVg-Mitglieder verbindlichen Richtlinien werden etappenweise eingeführt, so dass die Banken dank der Übergangsfristen ihre internen Prozesse anpassen können. Die wichtigste Veränderung betrifft das Anlageprofil, das bisher bestimmte Kundeneigenschaften wie den Wissensstand in finanziellen Themen und die Risikobereitschaft einschloss. Ab 2024 wird dieses Profil um die Kategorie «Nachhaltigkeit» erweitert. Die Kundinnen und Kunden werden ab dem kommenden Jahr zu ihrem Wunsch befragt, ob und zu welchem Anteil des Portfolios die individuellen ESG-Präferenzen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) in die Anlageberatung einzuschliessen sind. Die finanziellen Präferenzen werden aber weiterhin eine höhere Gewichtung haben.

© BNP Paribas

Die BNP Paribas Gruppe setzt seit langem auf nachhaltige Bankprodukte und ist davon überzeugt, dass die verantwortungsbewusste Vermögensanlage zum Schutz der Kundenportfolios beitragen kann. Speziell die Minimierung von Risiken im Zusammenhang mit den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung oder die Nutzung von Wachstumsopportunitäten im Zusammenhang mit dem Verzicht der Wirtschaft auf CO2 eröffnet ebenfalls Chancen. Daher wurden die Nachhaltigkeitskriterien bereits seit vielen Jahren in die Finanzanalyse integriert, sodass das Anlageuniversum und die Empfehlungslisten mit einer positiven ESG-Ausrichtung punkten.

Diese massgeschneiderten Ansätze stützen sich allerdings auf Daten, die noch fragmentarisch sind und sich für einige Kunden als recht komplex erweisen dürften. Daher werden sich die Kundinnen und Kunden bei BNP Paribas am bereits bekannten bankinternen Nachhaltigkeitsrating der «Kleeblätter» orientieren können. Diese 2010 lancierte Methodik beruht auf einer unabhängigen Analyse der Finanzinstrumente und umfasst eine einheitliche Rating-Skala, dank der die Finanzinstrumente aus verschiedenen Anlagekategorien in Bezug auf ESG-Kriterien miteinander verglichen werden können. Diese Methodik ermöglicht es den Kunden, ihr Portfolio um die ESG-Dimension zu erweitern und das Risiko von Greenwashing zu reduzieren. Per 31. Dezember 2022 wiesen bereits 66 % des von uns abgedeckten Anlageuniversums mehr als fünf «Kleeblätter» auf, welche gemäss dem gleichnamigen internen ESG-Rating vergeben werden.

«Nachhaltige Finanzanlagen werden künftig ein fester Bestandteil der Beratungsgespräche mit Klienten sein.»

Die SBVg legt mit ihren Richtlinien die Grundsätze fest und stellt es jedem Finanzinstitut frei, den eigenen Ansatz für die Umsetzung zu definieren. Während einige Schweizer Banken einen minimalen Ansatz wählen, haben sich zahlreiche Institute mit Niederlassungen in der Schweiz und in der EU bewusst für die europäische Regelung entschieden, welche ebenfalls mit den schweizerischen kompatibel sind. Angesichts ihrer Niederlassungen in der Schweiz und in der EU könnte die EU-Methode für die BNP Paribas in der Schweiz ebenfalls in Frage kommen, vor allem da sich diese Methode auch ausserhalb der EU-Grenzen als Standard etablieren dürfte: In der Finanzindustrie gibt es bisher nämlich keine einheitliche Regelung zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Finanzinstrumenten.

Dies führt dazu, dass die Kundschaft der BNP Paribas zwischen drei verschiedenen, miteinander kombinierbaren Strategien wählen kann:

  • Investition in Unternehmen, die ihre negativen Auswirkungen auf Umwelt oder Gesellschaft einschränken.
  • Wahl von Finanzinstrumenten, denen nachhaltige Basiswerte zugrunde liegen und zwar zu einem Anteil, der einem vom Kunden festgelegten Minimum entsprechen muss.
  • Wahl von Finanzinstrumenten, denen nachhaltige Basiswerte zugrunde liegen und die einem vom Kunden festgelegten Minimum in Bezug auf eines der sechs Umweltziele (z.B. (Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltiger Einsatz und Gebrauch von Wasser oder Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vorbeugung oder Kontrolle von Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen), die der EU-Taxonomie-Verordnung entsprechen.

Wenn kein Produkt den von der Kundschaft gewünschten Nachhaltigkeitskriterien entspricht, dürfen unter der Voraussetzung, dass dies klar kommuniziert wird, andere Anlagelösungen angeboten werden.

Letztlich wird es sicherlich noch etwas Zeit brauchen, bis sich sowohl die Kundschaft als auch die Finanzinstitute mit den neuen Richtlinien im Bereich Nachhaltigkeit vertraut gemacht haben. Die BNP Paribas ist aber davon überzeugt, dass diese Neuerungen für die Kundinnen und Kunden von grossem Mehrwert sind, um auf die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zu reagieren und zugleich die Performance und die Wahrung der Vermögenswerte auch langfristig zu sichern. Dafür trägt die BNP Paribas als Finanzinstitut, das sich für eine nachhaltige und umweltfreundliche Wirtschaft einsetzt, die Verantwortung.

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