Gespräch mit Frédéric Lahoude

29 Juni 2020

Mitte Juni fand der Hackathon „Geneva Resilience Hack“ für mehr Resilienz statt. Diese Initiative war von Open Geneva, vom Département du Développement Économique des Kantons Genf, der Universität Genf und der Fachhochschule Westschweiz Genf ins Leben gerufen worden. Veranstalter war der Krisenfonds für Innovation und Resilienz, an dem BNP Paribas in der Schweiz als Partner beteiligt ist.

Die Initiative hat zum Ziel, innovative gemeinsame Lösungen für die Anpassung an die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen vorzulegen, um die durch die Gesundheitskrise hervorgerufenen wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen.

Wir haben mit unserem Mitarbeiter Frédéric Lahoude gesprochen, der an dieser Veranstaltung teilgenommen hat. Frédéric Lahoude.

Warum hast du am Resilience Hack teilgenommen? Wusstest du, was dich dort erwartet?

Bei der ersten Einladung zögerte ich zunächst, mich anzumelden, weil ich noch anderweitig sehr beschäftigt war. Als die zweite Einladung kam, nahm ich mir die Zeit, die einzelnen Themen durchzugehen, und das erste davon, „Telearbeit, Mobilität, Arbeitsplätze, Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ interessierte mich sehr im Hinblick auf die Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten gemacht hatte. Dies war das erste Mal, dass ich an einem Hackathon teilgenommen habe. Ich wusste aber schon von einigen Bekannten, die bereits teilgenommen hatten, worum es dabei geht. Ich sah mir die Einzelheiten genauer an und konnte mir für den Hackathon vom Freitag, den 12. Juni mittags bis Sonntag, den 14. Juni mittags frei nehmen.

Ich war fest davon überzeugt, meine Erfahrungen einbringen und einen Beitrag zu dieser Arbeitsgruppe leisten zu können und auch selbst von diesem Austausch zu profitieren.

Was ist ein Hackathon?

Alles in allem ist es ein Austausch verschiedener Kompetenzen für ein beschleunigtes Brainstorming zu einem bestimmten Thema. Man könnte es als eine Art Hochgeschwindigkeits-Ideenfindung bezeichnen.

An welchem Projekt hast du gearbeitet?

Jemand aus der Gruppe hatte ein Selbstdiagnose-Tool zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Telearbeit vorgeschlagen.

Zu Beginn des Hackathons hatten sich knapp 30 Personen für dieses Thema angemeldet. Konkret arbeiteten tatsächlich neun Personen ernsthaft daran.

Diese Personen hatten unterschiedliche Hintergründe, was den Austausch umso mehr bereicherte.

Es waren Leute aus dem akademischen Milieu, dem Personalbereich, Berater, Unternehmensdienstleister, Vertreter staatlicher Einrichtungen und ich selbst als Vertreter des Privatsektors (Banken) daran beteiligt.

Die gegenseitige Ergänzung kam unserer Gruppe sehr zugute.

Ermöglichen die gemeinsamen Überlegungen und Ideen die Umstellung gewisser Gewohnheiten nach der Krise und leisten einen Beitrag zur besseren Bewältigung künftiger Krisen.”

Frédéric Lahoude

Woraus bestand das Projekt, an dem du gearbeitet hast?

Der Lockdown hat unsere Arbeitsgewohnheiten auf den Kopf gestellt. Er hatte eine zuweilen abrupte und hastige Umstellung auf Telearbeit zur Folge, und viele Menschen lernten deren Grenzen, aber auch deren Potenzial kennen. In dieser neuen Situation wurde der Bedarf an Ressourcen zur Optimierung dieser Arbeitsweise deutlich, um Privat- und Arbeitsleben mit den Anforderungen an Produktivität und wirtschaftliche Effizienz und mit der Verringerung der CO2-Bilanz in Einklang zu bringen.

Unsere Arbeitsgruppe hatte sich daher vorgenommen, eine Lösung zu entwickeln, die (Tele-)Arbeitnehmer und ihre Arbeitgeber bei der Einführung der Telearbeit bzw. der Optimierung der Telearbeitsbedingungen unterstützen soll. Dies wird vor allem durch eine Selbstdiagnose erreicht, auf deren Grundlage Empfehlungen, Ratschläge und individuelle Verfahrenspraktiken erstellt werden. Diese Funktion soll als Tool für die Lebensqualität bei der Arbeit, zur Unterstützung der Organisation und außerdem den Mitarbeitern als Argumentationshilfe zugunsten der Telearbeit dienen, das Management der Telearbeit unterstützen und bei der Entscheidung helfen, ob Telearbeit für die Mitarbeiter eingeführt bzw. weiterentwickelt werden soll.

Während des Hackathons arbeiteten wir also an einem Open-Source-Tool mit dialogfähigen Schnittstellen und einem Empfehlungsmodul auf Grundlage umfassender Quellen zum Thema Telearbeit. Es ermöglicht auch einen Output auf mehreren Ebenen: Einzelperson, Team, Abteilung/Dienststelle, Unternehmen, und dient außerdem als Datenbank für die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Telearbeit.

Wie geht es nach dem Projekt/dem Hackathon weiter?

Über den Rahmen des Hackathons hinaus, der weitergeführt wird, haben wir den Kontakt mit einem Netzwerk aus sechs engagierten Personen aufrechterhalten, die dieses „Abenteuer“ fortsetzen möchten.

Zunächst einmal haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein sprechendes Modell vorzustellen, das hoffentlich aussagekräftig genug ist, um einige Pilotprojekte in verschiedenen Gemeinschaften starten zu können.

Wird Resilience Hack irgendwelche positiven Auswirkungen auf die Zeit nach Covid-19 haben?

Ob es sich um das Thema, an dem ich mitgearbeitet habe, oder die anderen Themen handelt: In jedem Fall hat die Verwirklichung der Projekte neue Ideen hervorgebracht, wie man der nächsten (Pandemie- oder sonstigen) Krise dank der Erfahrungen mit Covid-19 und der beim Hackathon gewonnenen Ideen besser begegnen kann. Die unterschiedlichen Themen befassten sich mit einem breiten Spektrum an Problemen und Lösungen (KMU, Tourismus einschl. Geschäftsreisen, Kultur, Gesundheitswesen, Gesellschaft, Bildung, Automatisierung gefährlicher Berufe, lokale Fertigung, Projektmanagement aus der Ferne für NRO, Technologien für Handel und Gastronomie usw.).

Auch wenn nicht alle Ideen umgesetzt werden, ermöglichen die gemeinsamen Überlegungen und Ideen die Umstellung gewisser Gewohnheiten nach der Krise und leisten einen Beitrag zur besseren Bewältigung künftiger Krisen.

Was hat dir diese Erfahrung gebracht? Würdest du die Veranstaltung weiterempfehlen?

 Was ich aus diesen drei Tagen mitgenommen habe, ist vor allem eine intensive Erfahrung (ich hatte für mein persönliches Engagement zehn Stunden angesetzt, schließlich waren es fast doppelt so viele). Abgesehen davon, dass ich zum ersten Mal an einem Hackathon teilgenommen habe, war dies zugleich auch ein Hackathon auf Distanz. Auf diese Weise habe ich viele kollaborative Tools kennen und bedienen gelernt (Slack, MIRO, Rocket.Chat, MindMeister, Zoom, Google Docs usw.).

Ich werde vor allem das gute Einvernehmen und die breite Diversität der Beteiligten in Erinnerung behalten, die für einen interessanten und bereichernden Austausch gesorgt haben.

Ich würde dieses Erlebnis ohne Zögern weiterempfehlen.